Ehrungen langjähriger GEW-Mitglieder im Kreisverband Odenwald

2018

Dieser Tage hat das GEW-Kreisvorstandsteam Odw. seine Jubilare eingeladen, um deren langjährige Zugehörigkeit zur Gewerkschaft im feierlichen Rahmen zu würdigen und über deren Gewerkschaftserfahrungen ins Gespräch zu kommen.

Nikolaus Kelbert und Horst Anthoni waren vor 50 Jahren 1968 in die GEW eingetreten, in einer Zeit voller Rebellion und Kritik an den damaligen gesellschaftlichen Verhältnissen und Wertevorstellungen. Das habe damals am Gymnasium Michelstadt für viel Wirbel gesorgt und die beiden Kollegen fühlten sich mit ihren Vorstellungen von einer gerechteren Bildungspolitik und generell ihren sozialpolitischen Zielen als „Exoten“ in einem vom Philologenverband geprägten Kollegium.

Petra Kayser und Birgit Müller-Sterlinko traten beide 10 Jahre später ein und konnten die Bemühungen der Sozialdemokratie mit dem Aufbau von Gesamtschulen und Förderstufen aktiv mitgestalten. Petra Kayser kann sich noch gut an die Aufbruchstimmung, die damals herrschte, erinnern. Das gesamte Kollegium habe hinter der Idee der integrierten Gesamtschule Reichelsheim gestanden. Sie bedauert es noch heute, dass unter dem Druck der Schließung der gymnasialen Oberstufe die Umwandlung in eine kooperative Gesamtschule Mitte der neunziger Jahre ins Rollen gekommen sei. Für sie seien die integrierten Systeme im Sinne der Bildungsgerechtigkeit nach wie vor eindeutig die bessere Variante.

Auch die flächendeckende Einführung der Förderstufe an allen Sek.I-Schulen ist für Nikolaus Kelbert der richtige Schritt gewesen, sei aber in den Jahren darauf von den Gegnern ideologisch verbrämt als „Zwangsförderstufe“ in Misskredit gebracht und schließlich auf deren Druck hin wieder abgeschafft worden. Die zunehmende Ressourcenverknappung habe ihres sicher auch dazu beigetragen.

Damals wie heute sei die BRD ein Land, das zu wenig in die Bildung von Kindern und Jugendlichen investiere, so die einhellige Meinung in der Runde. Gerade angesichts der zunehmenden Aufgaben in den Schulen (Integration, Inklusion, Veränderungen durch die mediale Umwelt, mangelnde Erziehungskompetenzen der Eltern usw.) sei das ganze Bildungs- und Schulwesen notorisch unterversorgt, resümiert das GEW-Vorstandsmitglied Angelika Lerch.

Birgit Müller-Sterlinko, die noch aktiv im Berufsleben steht, pflichtet dem bei und berichtet eindrücklich aus der Praxis. Sie stellt heraus, wie wichtig es sei, Kindern und Jugendlichen mehr Orientierung und Halt geben zu können. Das brauche Zeit, kleinere Lerngruppen und gutes Personal, das sich einig sei. Dafür lohne es sich zu kämpfen und solidarisch zusammenzustehen, so Angelika Lerch. Sie und Mechtild Schneider, ebenfalls vom GEW-Vorstand, freuen sich darüber, dass es im Odenwald in letzter Zeit wieder mehr Eintritte in die GEW gegeben habe und sich junge Kolleginnen und Kollegen für die Gewerkschaftsarbeit interessierten.

Horst Anthoni blickt positiv auf das Erreichte der GEW-Spitze und wünscht dem Vorstandsteam eine gehörige Portion Optimismus zum Weitermachen.