Landesvorstand stellt aktuelle Zahlen und mögliche Perspektiven vor
Am 19. März luden die GEW Kreisverbände Odenwald und Bergstraße zu ihrem alljährlichen Austauschtreffen für Personalräte und Vertrauensleute zum Thema „Ganztag“ nach Fürth ein. Zu Gast waren auch Kai Ecker Wolf, Referent für Finanzpolitik und Heike Ackermann, stellvertretende Vorsitzende vom GEW Landesverband.
Kai Ecker Wolf stellte zunächst die aktuellen Zahlen zum Ganztag vor. Dabei betonte er, dass momentan gerade erst 2/3 der Schulen in Hessen die Vorgaben zum kommenden Ganztags- anspruch für 2026 umsetzen. Die dabei genutzten Konzepte der Schulen seien jedoch sehr unterschiedlich.
Allerdings gäbe es bisher kaum Erhebungen über die voraussichtlich benötige Anzahl und Qualifikation der dazu benötigten Kräfte. Bei den schon umgesetzten Modellen sei die Finanzierung des Personalbedarfs daher meist viel zu gering und führe in vielen Fällen zu wenig qualifizierten und prekären Arbeitsverhältnissen. Hinzu komme, dass das hessische Kultusministerium Schulen gezielt in den Pakt für den Ganztag treibe und damit die Verantwortung ab 14.30 Uhr auf die finanziell meist noch schlechter ausgestatteten Schulträger übertrage.
Die konkrete Ausgestaltung unterliegt damit den Landkreisen und wird daher sehr unterschiedlich gehandhabt. Dies kann man auch in unserer Region deutlich erkennen. Während an der Bergstraße die überwiegende Anzahl der Schulen im Pakt für den Ganztag ist, gibt es im Odenwaldkreis einen Flickenteppich unterschiedlichster Formen. Dabei kommen dann meist auch verschiedenste Träger mit sehr unterschiedlich bezahlten und qualifizierten Beschäftigen zum Einsatz. Die GEW wirft dem Land Hessen vor, hier im Blindflug und ohne umfassendes Konzept in den Ganztagsanspruch 2026 zu stolpern und eine umfassende Finanzierung zu verhindern. Die Kreise und insbesondere die Schulen müssten dann diese mangelnde Organisation vor Ort auffangen.
Landesweit beziffert die GEW den Finanzbedarf für die Umsetzung des Ganztagsanspruchs auf 500-800 Mio. Euro. Das Land Hessen zahlt jedoch aktuell gerade mal 60 Mio. Euro für Ganztagsprojekte. Die Ausgaben, welche die Kommunen aktuell noch dazu aufbringen, sind weitgehend unbekannt. Klar ist jedoch, dass jeder Euro, den die Kommunen in das Ganztagspersonal investieren, dann für erforderliche bauliche Investitionen (z.B. für Umbau und Sanierung) in den Schulen fehlt.
Die GEW fordert das Land Hessen auf, zumindest, wie im Schulbereich üblich, die Personalkosten für den Ganztag komplett zu übernehmen. Damit könnten durch einen einheitlichen Rahmen zur Personalausstattung die Schulen vor Ort entlastet und weitgehend prekäre Beschäftigungen vermieden werden.
Heike Akermann kündigte an, man werde weiterhin unbequem sein und die Verantwortlichen im Land mit den entscheidenden Fragen konfrontieren. Dazu seien aktuell öffentliche Anhörungen der GEW adressiert an Kultus-, Finanz-, sowie Sozialministerium, zu wichtigen Fragen bezüglich der Umsetzung des Ganztages geplant. Aktuell sei zum Beispiel noch ungeklärt, welchen Anspruch Vorschulkinder haben, oder wie konkret ein Angebot in den Ferien umgesetzt werden soll (der Ganztagsanspruch sieht eine Betreuung von 8 Stunden pro Tag vor, bei maximal 4 Wochen Schließzeit). Auch die Regelungen für den Einsatz von Lehrerinnen und Lehrern im Ganztag werfen aktuell noch einige Fragen auf.
Insgesamt waren sich alle einig, müsse man ganz besonders darauf achten, dass (wie bereits bei der Inklusion zu beobachten) ein zunächst gut gemeintes Konzept eines rhythmisierten Ganztags, durch die mangelnde finanzielle und personelle Ausstattung nicht zu einer strukturellen Überlastung der Schulen führt, die dann den Mangel erneut verwalten müssen.