Kreisverband fordert Priorität für Bildung !!
In diesem Jahr lud der Kreisvorstand der GEW Odenwaldkreis (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) seine Mitglieder zur Stadtführung in Michelstadt ein. Die Veranstaltung war so gut besucht, dass spontan eine zweite Stadtführung organisiert werden musste. Die GEW-Mitglieder (mit Begleitung) konnten damit zwischen zwei Stadtführungen wählen.
Antje Vollmer führte durch die „Michelstädter Unterwelten“, Thomas Glintzer wusste vieles über die Fachwerkwelt Michelstadts zu erzählen. Beide Gäste-Führungen kamen bei den Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern sehr gut an.
Im Anschluss trafen sich die vielen GEW-Mitglieder zum Austausch im Grünen Baum.
Das GEW-Kreisvorsitzenden-Team, Sebastian Breth, Angelika Lerch und Julia Manlik, stellten zunächst die GEW-Mitglieder vor, die neben ihnen im Mai in den Gesamtpersonalrat am Schulamt in Heppenheim gewählt worden waren: Ralf Amann, Dorothea Daum und Sybille Walther. Alle zusammen bilden mit den weiteren GEW-Vorstandsmitgliedern Harald Klein, Mechtild Schneider, Hidir Kaya, Roger Nisch, Helene Gepp, Werner Ungrad und Reinhold Fertig den GEW-Kreisvorstand im Odenwaldkreis.
Anschließend ging es um die aktuellen Themen in der Bildungspolitik. Die jüngste Initiative des Kultusministers zur kurzfristigen Einführung des „Werteunterrichts“ für die Kinder und Jugendlichen in den Intensivklassen wird von der GEW sehr kritisch gesehen und aus inhaltlichen, pädagogischen und organisatorischen Gründen abgelehnt, so Sebastian Breth. Er führte aus, dass die Vermittlung von Werten, Regeln des sozialen Zusammenseins und der respektvolle Umgang miteinander für alle Schülerinnen und Schüler wichtig und richtig seien und zum täglichen Brot der Lehrkräfte in den Schulen gehören. Kinder und Jugendliche ohne oder mit geringen Sprachkenntnissen herauszugreifen, werde von der GEW als diskriminierend und populistisch empfunden. Der Gesamtpersonalrat Schule für den Kreis Bergstraße und den Odenwaldkreis habe sich dazu in einem offenen Brief direkt an den Kultusminister gewandt und diesen scharf kritisiert: „So gelingt aus unserer Sicht keine langfristige Integration in Schule und Alltag. Vielmehr erweckt es eher den Eindruck des politischen Aktionismus im Zuge der aktuellen Debatten.“
Julia Manlik stellte heraus, dass die Probleme in den Schulen weitaus grundlegender sind. Hessenweit mache sich der Lehrkräftemangel bemerkbar. Auch im Odenwald sei kaum eine Schule davon ausgenommen, täglich mit personellen Engpässen zu kämpfen. Um die Unterrichtsversorgung abzudecken, würden zunehmend auch Menschen eingesetzt, die über keine oder nur geringe pädagogische Qualifikationen verfügen. Diese sind inzwischen vielerorts zwar unverzichtbar, können aber hinsichtlich der Gewährleistung von Unterrichtsqualität keine Antwort auf den Fachpersonalmangel sein. Dabei seien die Aufgaben und Herausforderungen stetig gewachsen und viele Lehrerinnen und Lehrer an der Belastungsgrenze, so die Gewerkschafterin. Die Rückbesinnung auf den Blockflötenunterricht und die Schönrechnerei des Kultusministers würden da nicht weiterhelfen. Laut einer Studie der Universität Göttingen, die im Raum Frankfurt durchgeführt wurde, liege die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit der Lehrerschaft bei 48,5 Stunden, ergänzte Angelika Lerch. Das mache auf Dauer krank. Zum Schutz der Lehr- und Fachkräfte sei es nur folgerichtig, die Erfassung der Arbeitszeiten voranzutreiben, wie es die hessische GEW-Spitze entsprechend der gesetzlichen Vorgaben fordere.
Wichtiger sei der GEW aber nach wie vor die Verbesserung der Lern- und Arbeitsbedingungen für die Kinder, Jugendlichen und Lehrenden in den Schulen vor Ort. Kleine Klassen und qualifiziertes Personal seien nötiger denn je, um die Kinder und Jugendlichen zu befähigen an einer sozial gerechten und friedlichen Gesellschaft mitzuwirken, so Angelika Lerch. Man brauche umfassende Konzepte zur Lehrergewinnung, Weiterqualifizierungen, IT-Fachleute in den Schulen, eine ordentliche Ausstattung des Ganztags, der Inklusion usw. usw.. Angesichts der aktuellen Sparpolitik sei es wichtiger denn je, sich gemeinsam für gute Bildung einzusetzen, die keine und keinen zurücklasse. Bildung müsse Priorität haben in einem reichen Land wie Deutschland und mit den erforderlichen Ressourcen ausgestattet sein, fordert eindringlich das Vorsitzenden-Trio.
V.i.S.d.P: Angelika Lerch und Dorothea Daum